Schnarchen kann gefährlich sein

Schlaf und schnarchen

«Lache, und die Welt lacht mit dir, schnarche, und du schläfst allein.» Das schrieb schon die amerikanische Schriftstellerin Ella Wheeler Wilcox. Schnarchen kann aber nicht nur eine Partnerschaft belasten, es kann auch schwere körperliche Schäden verursachen. Wie unterscheidet sich harmloses von gefährlichem Schnarchen? Und was hilft wirklich gegen Schnarchen?

Ist Schnarchen Männersache?

Schnarchen ist ein weitverbreitetes Phänomen. Laut Stuck (2019) schnarcht unter den 30- bis 40jährigen fast jeder fünfte Mann, aber nur etwa 5 % der Frauen. Der Anteil sowohl an Schnarchern wie an Schnarcherinnen nimmt allerdings mit dem Alter zu, so dass bei den Sechzigjährigen schon 60 % der Männer und 40 % der Frauen unter diesem Problem leiden. Der typische Schnarcher ist allerdings immer noch:

  • männlich,
  • über 40 Jahre alt,
  • übergewichtig,
  • Raucher und
  • schläft auf dem Rücken.

Das sind zumindest die Hauptfaktoren, die Schnarchen begünstigen.

Wie entsteht Schnarchen?

Die unschönen Schnarchgeräusche entstehen in der Regel in der Tiefschlafphase beim Einatmen. Wenn die oberen Atemwege verengt sind, vibriert vor allem das Gaumensegel und erzeugt Töne ähnlich einer Gitarrenseite – nur leider nicht so melodisch. Die Luftwege können sich bei dickleibigen Menschen durch Fetteinlagerungen verengen und Rauchen verursacht vermutlich ein Anschwellen der Schleimhäute. Auch der Genuss von Alkohol oder von Schlaf- und Beruhigungsmitteln begünstigt das Schnarchen. Diese Substanzen lassen die Muskeln erschlaffen, die normalerweise die Luftwege offenhalten. Schnarchen tritt besonders in Rückenlage auf, weil dann die Zungenwurzel ein wenig nach hinten rutscht und die Luftwege zusätzlich verengt.

Laut wie ein Staubsauger

Bei heftigem Schnarchen sind Lautstärken von etwa 70 Dezibel und mehr keine Seltenheit; das entspricht etwa dem Lärm eines (nicht mehr ganz modernen) Staubsaugers. Eine solche Ruhestörung kann den oder die Partnerin am Einschlafen hindern oder sogar aus dem Schlaf reissen. Oft ziehen die geplagten Bettgenoss:innen in ein anderes Schlafzimmer oder versuchen das Schnarchen durch grobes Wecken des Verursachers zu stoppen. Das ist aber natürlich nur vorübergehend wirksam.

Wirksame Methoden gegen das Schnarchen

Ingrid Dobbertin, Fachärztin für Pneumologie und Innere Medizin und Autorin eines leider nicht mehr erhältlichen Ratgebers zum Thema (Dobbertin & Brax, 1998), weiss, was man gegen Schnarchen unternehmen kann. Sie empfiehlt natürlich die üblichen Tipps, nämlich abends auf Alkohol oder Schlafmittel zu verzichten und abzunehmen. Darüber hinaus rät sie «Rückenschläfern» zu Hilfsmitteln, die nur die Seitenlage zulassen: Dazu helfe, eine Art Rucksack im Bett zu tragen oder Golfbälle in das Rückenteil des Schlafgewandes einzunähen. Im Internet werden auch immer wieder Hilfsmittel, wie Schienen oder Klammern, angeboten, um die Atemwege offen zu halten. Die Teile sind aber meist unpraktisch in der Anwendung und der Erfolg ist erfahrungsgemäss eher begrenzt. Da das Atmen durch den Mund Schnarchen begünstigt, soll manchmal auch ein einfaches «Hausmittel» helfen: Den Mund nachts mit Klebeband zukleben. Für denselben Zweck gibt es inzwischen auch ein «Geschirr» aus Neoprenbändern, das man nachts um Kinn und Kopf legt. Helfen alle Tricks und Hausmittel nichts, gibt es verschiedene medizinische Hilfsmittel: In manchen Fällen kommen so genannte Protrusionsschienen in Frage. Sie fixieren den Unterkiefer gegen den Oberkiefer und wirken bei ungefähr bei der Hälfte der Patienten (Mühlbauer, 2021).

Ist Schnarchen gefährlich?

Das normale Schnarchen ist zwar störend, aber ungefährlich. Eine Gefahr für die Gesundheit besteht allerdings dann, wenn es zum völligen Verschluss der Atemwege während des Schlafs kommt. Bei dieser Krankheit, der Schlaf-Apnoe, setzt die Atmung zeitweise aus. Diese Atempausen können im Extremfall bis zu zwei Minuten dauern. Jeder Pause folgt ein lautes, explosionsartiges Einatmen und Schnarchen. Der oder die Schlafende bemerkt davon nichts, erst tagsüber treten die Symptome der Schlaf-Apnoe auf: Man fühlt sich zerschlagen, ist den ganzen Tag übermüdet und kann sich kaum konzentrieren, die Leistungsfähigkeit lässt nach. «Viele Betroffene sind gereizt und verlieren allmählich auch das Interesse an Sex», berichtet Dobbertin.

Unbedingt zur Fachperson

Bemerkt der Partner oder die Partnerin nachts diese Atemaussetzer, oder treten tagsüber die beschriebenen Symptome häufiger auf, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Eine unbehandelte Schlaf-Apnoe kann nämlich nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern führt langfristig auch zu schweren gesundheitlichen Problemen. Der mit den Atempausen verbundene Stress, der Blutdruckanstieg, der Sauerstoffmangel und die damit verbundenen Herzrhythmusstörungen sind für das Herz sehr belastend. Die Gefahr, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu bekommen, steigt mit der Schwere der Apnoe (Mühlbauer 2021).

Behandlung ist möglich

Zur Diagnose einer Schlaf-Apnoe ist normalerweise eine Nacht im Schlaflabor nötig (Hannemann, 2015). Die erfolgversprechendste Behandlung der Schlaf-Apnoe ist immer noch die Überdruckatmung: Der oder die Betroffene tragt während des Schlafs eine leichte Atemmaske, über die Luft mit erhöhtem Druck in die Nase geblasen wird. Dadurch werden die Atemwege stabilisiert und offengehalten. Das klingt tatsächlich schlimmer als es ist. Für die meisten Betroffenen überwiegt der Gewinn an Lebensqualität deutlich die eventuellen Unannehmlichkeiten. Operationen, bei denen das Gaumensegel mit Skalpell oder Laser entfernt wird, werden eher kritisch betrachtet. Zu häufig komme es dabei zu Komplikationen und auch die Erfolgsrate sei nicht so hoch, wie man erwarte (Stuck, 2019).

Schlussfolgerung: Schnarchen ist nervig und kann gefährlich werden

Schnarchen ist störend und nervig, aber meist harmlos. Erst wenn Atemaussetzer, eine Schlaf-Apnoe, dazukommen, wird es gefährlich. Das merkt meist der Partner oder die Partnerin zuerst. In diesem Fall ist ein Besuch bei Arzt oder Ärztin und evtl. eine Nacht im Schlaflabor angezeigt. Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten gegen starkes Schnarchen, eine Atemmaske ist die effektivste.

Quellen

Dobbertin I, Brax L. (1998) Besser schlafen ohne Schnarchen. Stuttgart: TRIAS.
Hannemann P. (2015) Endlich wieder ausgeschlafen! Schlafapnoe-Syndrom und Schnarchen. Frankfurt a.M.: Holtzbrinck.
Mühlbauer R. (2021) Strategien gegen das Schnarchen. Verfügbar unter: https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/strategien-gegen-das-schnarchen-716629.html
Stuck B.A. (2019). Schnarchen des Erwachsenen. Heidelberg: Springer.
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