Wie gesund oder schädlich ist Kaffee?

Kaffee auf dem Tisch

Bekanntlich stimulieren Kaffee und Koffein gleichermassen Körper und Geist. Viele von uns glauben, sie könnten ohne Kaffeemaschine nicht mehr existieren und schon gar nicht funktionieren. Aber ist Kaffee auch gesund? Könnte er nicht auch negative Effekte haben, wie andere Stimulantien und Drogen auch? Eine Unzahl von wissenschaftlichen Studien gibt Antwort.

Kaffee ist eines der am meisten konsumierten Getränke der Welt. Er wird vor allem wegen seiner stimulierenden Wirkung und seines einzigartigen Geschmacks seit der Antike konsumiert. Es gibt Berichte, dass Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für einige Krankheiten in Verbindung steht, zum Beispiel für Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerative Krankheiten (wie Alzheimer) und einige Arten von Krebs. Kaffee ist eine komplexe Mixtur aus über 1000 bioaktiven Verbindungen, also Inhaltsstoffen, die im Körper physiologische Wirkungen auslösen können. Diese Wirkstoffe im Kaffee (wie Koffein, Chlorogensäuren und Diterpenoid-Alkohole) wurden mit potenziellen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht (Gökcen & Şanlier, 2019). Shah und Kumar (2020) geben einen guten Überblick über Kaffee, seine Inhaltsstoffe und ihre Beziehung zu verschiedenen Krankheiten.

Es gibt tatsächlich zahlreiche Studien, die den gesundheitlichen Nutzen von Kaffee belegen. Allerdings wird in fast jeder Studie der Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Vorteilen und der Häufigkeit des Kaffeekonsums unterschiedlich bewertet. Aus diesem Grund haben wir die beiden umfangreichsten Metastudien der letzten Jahre ausgewertet, um die Frage zu untersuchen: „Ist Kaffee wirklich gesund, und wenn ja, wieviel?“

Riesenstudie zu den gesundheitlichen Wirkungen von Kaffee

In der ersten Übersichtsarbeit wurden über 200 Metastudien eingeschlossen, die die „gesundheitlichen Wirkungen von Kaffeekonsum bei Erwachsenen“ zum Thema hatten. (Eine Metastudie ist die Zusammenfassung mehrerer einzelner Studien, die sich mit der gleichen Fragestellung befassen.) Die Ergebnisse einer derartig umfangreichen Studie sind also statistisch wesentlich aussagekräftiger und sicherer als die einer einzelnen Studie, selbst wenn diese mit vielen Probanden durchgeführt wird. Die Übersichtsarbeit von Poole et al. (2017) erschien in der weltweit anerkannten medizinischen Fachzeitschrift British Medical Journal und kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

  • Erwachsene, die drei bis vier Tassen Kaffee (normal oder koffeinfrei) trinken, haben ein um 17 % niedrigeres allgemeines Sterberisiko als Nicht-Kaffeetrinker.
  • Koffeinfreier oder koffeinhaltiger Kaffee ist mit einem um 15–19 % verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, koronare Herzerkrankungen und Schlaganfälle verbunden, wobei der Nutzen bei drei bis fünf Tassen pro Tag am höchsten ist.
  • Der Konsum von koffeinhaltigem (nicht entkoffeiniertem) Kaffee ist mit einem um 18 % geringeren Risiko für Tumorerkrankungen, insbesondere für Leberkrebs (30–40 % geringer) verbunden.
  • Koffeinfreier und normaler Kaffee scheinen auch das Risiko für Diabetes Typ 2 zu verringern.
  • Bezüglich kognitiver Erkrankungen, speziell Alzheimer-Demenz, ist Kaffeekonsum (ob koffeinhaltig oder nicht, wird nicht klar) mit einem 27 % geringeren Erkrankungsrisiko verbunden. Positive Effekte wurden auch bei Depression und Parkinson gefunden.

Die Auswertung ergibt insgesamt den Schluss, dass sich der Konsum von drei bis vier Tassen Kaffee täglich in den allermeisten Fällen positiv auf die Gesundheit auswirkt. Das bedeutet aber nicht, so das Autorenteam, dass mehr (bis zu sechs) Tassen Kaffee täglich schaden würden, es ist nur kein zusätzlicher Nutzen feststellbar. Dass Kaffee gesund ist, gilt für alle Erwachsenen – mit Ausnahme von zwei Gruppen:

Kaffee ist nicht gut für:

  1. Schwangere: Mit zunehmendem Kaffeekonsum steigt die Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht.
  2. Ältere Frauen: Bei ihnen erhöht Kaffeekonsum die Gefahr für Knochenbrüche. Das wird mit einer verringerten Knochendichte durch verminderte Kalzium-Aufnahme erklärt.

Diese Metaanalyse zeigt also, dass Kaffeetrinken – und zwar viel Kaffee trinken – erhebliche gesundheitliche Vorteile hat. In der Tat kam schnell der Vorschlag auf, dass es nur Vorteile haben könnte, grosse Mengen Kaffee zu trinken. Kann das sein? Nicht ganz.

Fünf Tassen Kaffee pro Tag sind optimal

Die Frage, ob es aus medizinischer Sicht eine Obergrenze für Kaffee gibt, wurde in einer neueren umfangreichen Studie untersucht. Hier haben die Australierinnen Zhou und Hyppönen (2019) den Kaffeekonsum von insgesamt fast 350‘000 Menschen genauer unter die Lupe genommen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Durch die Synthese mehrerer früherer Studien mit dieser neuen von der University of South Australia können wir eine Grenze definieren: Fünf Tassen Kaffee pro Tag sind die optimale Menge.

Risiko für Herzerkrankungen steigt

Zwar stimuliert uns Kaffee, und hat wie beschrieben, zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte. Ab einem bestimmten Punkt jedoch könnte die erhöhte Stimulation zu einer Herzerkrankung führen. Sobald man sechs Tassen Kaffee pro Tag erreicht, steigt laut der australischen Studie das Risiko für Herzerkrankungen statistisch um 22 %.

«Um ein gesundes Herz und einen gesunden Blutdruck aufrechtzuerhalten, müssen die Menschen ihren Kaffeekonsum auf weniger als sechs Tassen pro Tag beschränken. Laut unseren Daten waren sechs Tassen der Kipppunkt, an dem Koffein begann, das Herz-Kreislauf- Risiko negativ zu beeinflussen», so das Fazit der Autorinnen.

Alter Mythos Flüssigkeitentzug

Der alte Mythos, Kaffee und Tee würden dem Körper Flüssigkeit entziehen, ist mittlerweile widerlegt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schätzt sogar, dass Kaffee einen nicht unwesentlichen Teil der täglichen Flüssigkeitsversorgung ausmacht – obwohl man ihn nicht als einzigen Durstlöscher trinken sollte.

Kaffee ist gesund – bis zu 5 Tassen pro Tag

Kaffee macht nicht nur munter. Seine Inhaltstoffe haben erwiesenermassen gesundheitsfördernde Eigenschaften (gegen Diabetes, Herz-Kreislauf, Demenz, Krebs). Bei mehr als fünf Tassen täglich überwiegt aber das Risiko für Herzerkrankungen.

Quellen

DePaula, J. & Farah, A. (2019). Caffeine Consumption through Coffee: Content in the Beverage, Metabolism, Health Benefits and Risks. Beverages. 5: 37. doi:10.3390/beverages5020037
Gökcen, B.B. & Şanlier, N. (2019). Coffee consumption and disease correlations, Critical Reviews in Food Science and Nutrition. 59: 336-348. doi:10.1080/10408398.2017.1369391
Guallar, E. (2017). Coffee gets a clean bill of health: Coffee is safe, but hold the cake. BMJ; 359:j5356. doi: 10.1136/bmj.j5356
Poole, R. et al. (2017). Coffee consumption and health: Umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ; 359:j5024. doi:10.1136/bmj.j5024
Shah, S. & Kumar, A. (2020). Coffee: Constituents and Health Benefits. Biotechnology Journal International.24: 22-38. doi:10.9734/bji/2020/v24i530115
Zhou, A. & Hyppönen, E. (2019). Long-term coffee consumption, caffeine metabolism genetics, and risk of cardiovascular disease: a prospective analysis of up to 347,077 individuals and 8368 cases. American Journal of Clinical Nutrition. 109: 509–516. doi:10.1093/ajcn/nqy297
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