Probiotische Getränke für mehr Energie und bessere Gesundheit

Fermentierte Getränke und spezielle Drinks, die sogenannte Probiotika enthalten, sollen für eine bessere Verdauung, ein starkes Immunsystem und somit eine rundum bessere Gesundheit sorgen. Was viele Konsumentinnen und Konsumenten jedoch nicht wissen: Um diese positiven Effekte zu erhalten, müssen sie bestimmten Regeln folgen. 

Seit der Entdeckung, dass das menschliche Mikrobiom eine Schlüsselrolle für die Gesundheit und zahlreiche Krankheiten spielt (Barton, O’Sullivan & Cotter, 2019), ist dieses zum neuen Liebling der Forschung geworden. Dabei steht insbesondere die Darmgesundheit im Fokus der Wissenschaft. Das Buch «Darm mit Charme» von Giulia Enders wurde zu einem Millionenbestseller. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen auf funktionelle Lebensmittel setzen. Probiotische Getränke versprechen mehr Energie und Gesundheit. Sie sollen das komplizierte bioaktive Ökosystem des Darmmikrobioms unterstützen und im Gleichgewicht halten.

Fermentiert und angereichert

Probiotische Getränke entstehen durch Fermentation. Dabei spielen Milchsäurebakterien die Hauptrolle. Aber auch Essigsäurebakterien und Hefepilze können eingesetzt werden. Mehr als ein Dutzend verschiedene Bakterienstämme kommen in probiotischen Lebensmitteln zum Einsatz. Probiotische Drinks mit natürlicher Fermentation sind etwa Kefir, Kombucha, Kwas, Sauerkrautsaft oder Ginger Root Beer. Hinzu kommen Produkte, die mit Probiotika angereichert werden – etwa probiotisches Wasser, Trinkjoghurt, Säfte, Shakes oder Getränke auf Frucht-/Kräuterbasis.

Kefir: Das buttermilchartige Getränk entsteht mithilfe von Kefirpilzen oder -knollen auf der Basis von Milch. Wasserkefir ist weniger verbreitet. Hierbei wird Wasser anstelle von Milch genutzt.

Kombucha: Das Getränk entsteht durch Fermentation von gesüßtem Tee mit einer Mischung aus Bakterien und Hefen, dem sogenannten Scoby.

Kwas: Das traditionell probiotische Getränk aus Osteuropa entsteht durch Vergärung von Sauerteigbrot.

Vorteile für die Gesundheit belegt

Mikrobiom-freundliche Ernährung mit probiotischen Drinks kann eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und sogar die Vielfalt des Darmmikrobioms fördern (Marco et al., 2021). Im Darm greifen die Bakterien in den Stoffwechsel ein. Sie hemmen das Wachstum von schädlichen Keimen, indem sie ihnen Platz und Nahrung wegnehmen. Eine Expertengruppe des International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) hat sich kürzlich ausführlich mit der Definition und Wirkung fermentierter Lebensmittel auseinandergesetzt (Marco et al., 2021). In einer Konsenserklärung wird darauf hingewiesen, dass ein regelmässiger Joghurtkonsum mit einer Verringerung von Adipositas, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehe. Auch Kefir, Sauerkraut und Essig zeigten in einer kleinen Anzahl von Studien gesundheitsförderliche Wirkungen (Marco et al., 2021). Dabei kann diese Wirkung auf unterschiedlichen Wegen entstehen:

  1. Der Nährwert des Lebensmittels wird durch eine Veränderung der enthaltenen Nährstoffe erhöht.
  2. Es werden biologisch aktive Verbindungen gebildet.
  3. Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ändert sich.
  4. Es findet eine Interaktion mit dem Immunsystem statt.

Wichtig für die gesundheitliche Wirkung ist, dass sich im Lebensmittel noch lebende Mikroorganismen befinden (Marco et al., 2021).

Probiotika-Trends

Neuartige probiotische Getränke auf Fruchtbasis sind auf dem Vormarsch. Sie eignen sich als Alternative für Verbraucher:innen mit Laktoseintoleranz oder bei einer veganen Ernährung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch die Fermentation Aroma und Funktionalität beeinflusst werden (Ruiz Rodríguez et al., 2021). Darüber hinaus wird der Zuckergehalt erheblich reduziert, der Nährwert der Getränke verbessert und die Haltbarkeit von Getränken auf Fruchtbasis verlängert.

Auch zu Kefir und Kombucha gibt es neue Studien. Kefir soll demnach das Darmmikrobiom positiv beeinflussen und so zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen geeignet sein (Peluzio et al., 2021). Um den gesundheitlichen Nutzen von Kombucha zu belegen, wurden in einer Studie von Villarreal-Soto et al. (2021) drei verschiedene Kombucha-Kulturen untersucht. Dabei wurden unterschiedliche bioaktive Substanzen gefunden, die eine hohe antioxidative Aktivität aufwiesen, wodurch also die entzündungshemmenden Eigenschaften von Kombucha belegt wurden.

Probleme bei der Wirkung

Die aufgenommenen Bakterien aus probiotischen Getränken müssen zunächst die aggressive Säure und Enzyme des Magens überstehen. Möglichst viele von ihnen sollen unbeschadet im Darm eintreffen. Je nach Stamm werden aber 60 bis 90 Prozent vorher zerstört. Es bedarf also spezieller Züchtungen oder einer ausreichenden Menge an Mikroben im Getränk, damit genug gute Keime ankommen. Eine Lösung bietet die Mikroverkapselung von probiotischen Bakterien. Das EU-Projekt FLOCAP machte es sich bereits 2006 zur Aufgabe, die Bakterien durch eine Polymerbeschichtung vor dem Herstellungsprozess, den Lagerbedingungen und sogar vor der ungünstigen Umgebung des Magens zu schützen. Die Kapsel, die mit blossem Auge kaum zu erkennen ist, soll sich dabei erst im Darm öffnen.

Was gibt es zu beachten?

Die gesundheitsfördernde Wirkung von probiotischen Getränken hängt im Detail sehr vom einzelnen Stamm der Mikroorganismen ab (Marco et al., 2021). Getränkehersteller müssen den gesundheitsfördernden Effekt in einer klinischen Studie vorweisen, um das Produkt als probiotisch bezeichnen zu dürfen. Fermentierte Lebensmittel sollten nur dann als probiotisch ausgewiesen werden, wenn der genaue mikrobiologische Gehalt definiert ist sowie Hinweise vorliegen, dass ihre lebenden mikrobiellen Bestandteile gesundheitliche Vorteile bieten. Auch ist zu beachten, dass sich die Mikroben nicht dauerhaft im Darm ansiedeln, sondern nur ein paar Stunden dort verweilen. Daher müssen die Probiotika regelmässig getrunken werden und nutzen nur bei täglichem Konsum.

Probiotische Drinks kurz und knapp

  • Probiotische Getränke können einen gesundheitsfördernden Effekt auf unseren Körper haben.
  • Die spezielle gesundheitsfördernde Wirkung hängt im Detail vom einzelnen Bakterienstamm ab. Auch muss eine bestimmte Menge der aufgenommenen Bakterien überhaupt den Darm erreichen, um wirken zu können.
  • Die Bakterien aus probiotischen Getränken verweilen nur wenige Stunden im Darm. Eine regelmässige Zufuhr wird also empfohlen.

Fazit

Probiotische Drinks sind eine wertvolle Ergänzung für eine ausgewogene Ernährung im Sinne eines gesunden Darmmikrobioms, wenn sie täglich konsumiert werden.

Quellen

Barton, W., O'Sullivan, O., Cotter, P. D. (2019). Metabolic phenotyping of the human microbiome. doi:10.12688/f1000research.19481.1.
Marco, M. L., Sanders, M. E., Gänzle, M. et al. (2021). The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) consensus statement on fermented foods. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, 18, 196-208. doi:10.1038/s41575-020-00390-5.
Peluzio, M. D. C. G., Dias, M. M. E., Martinez, J. A., Milagro, F. I. (2021). Kefir and Intestinal Microbiota Modulation: Implications in Human Health. Frontiers in Nutrition, 22. Februar. doi:10.3389/fnut.2021.638740.
Ruiz Rodríguez, L. G., Zamora Gasga, V. M., Pescuma, M., Van Nieuwenhove, C., Mozzi, F., Sánchez Burgos, J. A. (2021). Fruits and fruit by-products as sources of bioactive compounds. Benefits and trends of lactic acid fermentation in the development of novel fruit-based functional beverages. Food Research International, Vol. 140. doi:10.1016/j.foodres.2020.109854.
Villarreal-Soto, S. A., Bouajila, J., Pace, M. et al. (2021). Metabolome-microbiome signatures in the fermented beverage, Kombucha. International Journal of Food Microbiology, Vo. 133. doi:10.1016/j.ijfoodmicro.2020.108778.
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