So hilft Vitamin D bei Depressionen

Vitamin D schützt vor Depressionen

Eine aktuelle Studie zeigt: Depressive Personen haben einen niedrigeren Vitamin-D-Spiegel als psychisch Gesunde (van den Berg et al., 2021). Doch wie wirkt das Sonnenvitamin auf die Psyche und welche Massnahmen helfen, einen Vitamin-D-Mangel auszugleichen? Eines vorweg: Eine Vitamin-D-Supplementierung fördert gute Stimmung und gibt Hoffnung für die Behandlung von Depressionen – auch bei schweren Formen.

Depression ist eine häufige psychische Störung und inzwischen eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit. Weltweit sind Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge etwa 280 Millionen Menschen von Depressionen betroffen (WHO, 2021). Frauen leiden häufiger unter einer Depression als Männer.

Eine wachsende Zahl von Untersuchungen berichten, dass Vitamin-D-Mangel und Depression häufig zusammen auftreten, so auch eine Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2021 (van den Berg et al., 2021). Vitamin D zu supplementieren, ist für depressive Patient:innen daher besonders wichtig, kann aber auch präventiv eingesetzt werden, um Stimmungstiefs vorzubeugen.

Depressionen verstehen

In den letzten zehn Jahren wurden die neurobiologischen Grundlagen depressiver Störungen wissenschaftlich untersucht. Trotzdem fehlt immer noch die genaue Erkenntnis, wie eine Depression entsteht und verläuft. Fest steht: Depressionen können vielfältige Ursachen haben, welche eine Dysfunktion mehrerer Hirnareale und eine Veränderung vieler biochemischer Funktionen, etwa der Immunantwort, beinhalten. (Vellekkatt & Menon, 2019).

Klassische Antidepressiva wirken hauptsächlich durch die Korrektur eines Monoamin-Ungleichgewichts, also auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn. Doch diese Behandlung ist laut Vellekatt und Menon unzureichend und zeigt in klinischen Studien häufig niedrige Remissonswerte. Es bestehe ein dringender Bedarf nach neuen Behandlungsmethoden, die einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgen (Vellekkatt & Menon, 2019).

Körperliche Symptome einer Depression

Hinzu kommt, dass depressive Störungen meist mit körperlichen Beschwerden oder chronischen Erkrankungen einhergehen. Hier gibt es eine Wechselbeziehung, wie auch die WHO betont. Es kann zu Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Appetit- oder Gewichtsveränderungen, Energielosigkeit, Schmerzen oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen (WHO, 2021). Eine wirksame Therapie muss also ebenso die körperlichen Symptome mit einbeziehen. Eine Vitamin-D-Supplementierung setzt an mehreren Stellen an und kann die gesundheitlichen Folgen einer Depression sowie die Psyche selbst beeinflussen (van den Berg et al., 2021).

So wirkt Vitamin D auf die Psyche

Vitamin D, auch als Sonnenvitamin bekannt, hat viele Aufgaben im menschlichen Körper. Für die Psyche spielt es eine Rolle, da es an der Regulation des Hirnbotenstoffes Serotonin beteiligt ist. Es beeinflusst zudem die Verwertung von Dopamin und die Synthese von Noradrenalin (van den Berg et al., 2021). Alle drei Bortenstoffe haben einen starken Einfluss auf Stimmung und psychische Verfassung. Hinzu kommt, dass Vitamin D eine Schutzfunktion für die Nervenzellen hat.

Vellekkatt und Menon bestätigen, dass Rezeptoren für Vitamin D in verschiedenen Teilen des limbischen Systems, des Kleinhirns und des Kortex vorhanden sind. In diesen Hirnarealen werden Emotionen und Verhalten gesteuert. Nicht zu unterschätzen ist die antioxidative Wirkung von Vitamin D auf entzündliche Prozesse und das Immunsystem. Denn oxidativer Stress ist auch am Verlauf einer Depression beteiligt (Vellekkatt & Menon, 2019). Somit wirkt Vitamin D auf mehrfacher Ebene. Zukünftige Studien müssen laut der Wissenschaftler zeigen, ob sich die Konzentrationen von Entzündungsmarkern parallel zu den Serum-Vitamin-D-Spiegeln bei Depressionen ändern.

Depression und Vitamin D: kurz und knapp

  • Ein Vitamin-D-Supplement kann schwere Depressionen günstig beeinflussen. Die beobachteten Effektstärken lagen im mittleren Bereich (Vellekkatt & Menon, 2019).
  • Das Risiko eines jungen Erwachsenen, an einer Depression zu erkranken, verdoppelte sich bei niedrigem Vitamin-D-Spiegel (Ganji et al., 2010).
  • Je ausgeprägter der Vitamin-D-Mangel, desto schlimmer sind die Symptome der Depression (Anglin et al., 2013).
  • Positive Effekte auf die Psyche lassen sich bereits bei Vitamin-D-Dosen ab 400 Internationalen Einheiten (IE) täglich feststellen (Shipowick et al., 2009).
  • Vitamin D muss nicht täglich eingenommen werden. Ein Supplement ist ebenso wirksam, wenn es in grösseren Abständen eingenommen wird (Vellekkatt & Menon, 2019).
  • Die maximale Wirkung mit einem ausgeglichenen Vitamin-D-Spiegel wurde nach drei bis sechs Monaten der Einnahme eines Präparates beobachtet (van den Berg et al., 2021).
  • Vitamin-D-Mangel bei Depressionen ist zum Teil eine Folge des Lebensstils, etwa zu wenig Sonnenlicht oder eine ungesunde Ernährung (van den Berg et al., 2021).

Vitamin-D-Mangel im Alter

Im Alter wird die Haut dünner und die Fähigkeit der Vitamin-D-Bildung lässt bis zu 75 Prozent nach. Fast die Hälfte der über 65-Jährigen weist einen Vitamin-D-Mangel auf (van den Berg et al., 2021). Daher wird auch bei älteren Menschen ein Zusammenhang zwischen niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln und dem Auftreten von Depressionen von van den Berg et al. vermutet.

Für die Knochengesundheit ist insbesondere älteren Frauen ein Vitamin-D-Supplement zu empfehlen. Auch im Alter setzt Vitamin D damit auf mehreren Ebenen an, denn ein besserer körperlicher Gesundheitszustand ohne Stürze und Frakturen trägt ebenso zur psychischen Gesundheit bei.

Vitamin D bei Winterdepressionen

Sprechen wir von der saisonal bedingten Winterdepression, denken wir an dunkle Tage und kaltes Wetter, welche die Stimmung drücken. Doch auch ein Vitamin-D-Mangel ist von Oktober bis März häufiger als im Sommer (Vellekkatt, F., Menon, 2019). Grund dafür ist, dass in unseren Breitengraden nur im Sommerhalbjahr Vitamin D in der Haut gebildet wird.

Im Winter reicht die UV-Strahlung dafür nicht aus, selbst wenn wir mehr Haut zeigen würden. Eine Studie konnte bereits 1999 belegen, dass Winterdepression und Vitamin-D-Mangel zusammenhängen, da eine Gabe von 100.000 IE die Stimmung um 75 Prozent verbessern konnte (Gloth, F. M. 3rd, Alam, W., Hollis, 1999).

Ein Bluttest zeigt, ob Vitamin D fehlt

Die Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung wird überschätzt. Der Grossteil des Vitamin-D-Bedarfs kann nur über Sonnenlicht in den Sommermonaten gedeckt werden – oder über ein Nahrungsergänzungsmittel. Menschen, die an Depressionen leiden, sollten auf jeden Fall ihren Vitamin-D-Spiegel checken lassen und bei Bedarf ein Supplement verwenden.

Ideal sind vorbeugende Massnahmen, um die Psyche gesund zu erhalten und Depressionen vorzubeugen. Ein Bluttest gibt Auskunft über die individuelle Versorgungslage und auch jahreszeitliche Schwankungen, die für das Sonnenvitamin typisch sind. Wie hoch die Dosierung sein muss, kann daraufhin entschieden werden.

Quellen

Anglin, R. E., Samaan, Z., Walter, S. D., McDonald, S. D. (2013). Vitamin D deficiency and depression in adults: systematic review and meta-analysis. British Journal of Psychiatry, 202:100-107. doi:10.1192/bjp.bp.111.106666.
Ganji, V., Milone, C., Cody, M. M., McCarty, F., Wang, YT. (2010). Serum vitamin D concentrations are related to depression in young adult US population: the Third National Health and Nutrition Examination Survey. International Archives of Medicine, 3:29. doi:10.1186/1755-7682-3-29.
Gloth, F. M. 3rd, Alam, W., Hollis, B. (1999). Vitamin D vs broad spectrum phototherapy in the treatment of seasonal affective disorder. The Journal of Nutrition, Health and Aging, 3(1):5-7. PMID: 10888476.
Shipowick, C. D., Moore, C. B., Corbett, C., Bindler, R. (2009). Vitamin D and depressive symptoms in women during the winter: a pilot study. Applied Nursing Research, 22(3):221-225. doi:10.1016/j.apnr.2007.08.001.
van den Berg, K. S., Marijnissen, R. M., van den Brink, R. H. S., Oude Voshaar, R. C., Hegeman, J. M. (2021). Adverse health outcomes in vitamin D supplementation trials for depression: A systematic review. Ageing Research Reviews, vol. 71: 101442. doi:10.1016/j.arr.2021.101442.
Vellekkatt, F., Menon, V. (2019). Efficacy of vitamin D supplementation in major depression: A meta-analysis of randomized controlled trials. Journal of Postgraduate Medicine. 65(2):74-80. doi:10.4103/jpgm.JPGM_571_17.
World Health Organization (WHO, 2021). Depression. Verfügbar unter: https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/depression.
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