Wie der Klimawandel zu Nährstoffmangel führt

Klimawandel – Sonne geht über Ackerfeld unter

 

Warum der Klimawandel Nährstoffmangel fördert

Steigende CO2-Werte gefährden die Ernährung der Menschheit. Das beschreibt eine US-Studie, die sich mit Nährstoffverlusten bei Kulturpflanzen in Zeiten des Klimawandels beschäftigte (Myers et al., 2014). Auch weitere Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen steigender Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre und deren Auswirkung auf den Nährstoffgehalt von Nahrungspflanzen. Das Ergebnis: Insbesondere Protein, Zink und Eisen sind immer weniger in unseren Lebensmitteln enthalten (Beach et al., 2019).

Eisenmangel kommt am häufigsten vor

Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte gehen nach und nach die Nährstoffe verloren. Bis 2050 könnte sich durch die CO2-Belastung die globale Verfügbarkeit für Protein um 9,5 Prozent, für Eisen um 13,6 Prozent und Zink um 14,6 Prozent verringern (Beach et al., 2019). Länder, die ohnehin von einem Nährstoffmangel betroffen sind, leiden darunter am stärksten, betonen die Wissenschaftler:innen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Produktivität der Pflanzen kann durch Einsatz von Technologien nur verlangsamt, jedoch nicht aufgehoben werden. 25 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung weisen bereits jetzt einen Mangel an mindestens einem wichtigen Mikronährstoff auf, wobei das Risiko für einen Eisenmangel am grössten ist (Beach et al., 2019).

Nährstoffmangel macht «verborgenen Hunger»

Hält ein Mikronährstoffmangel länger an, trägt das zum sogenannten versteckten oder verborgenen Hunger, dem sogenannten hidden hunger bei (Beach et al., 2019). Ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen beeinträchtigt den Stoffwechsel, das Immunsystem und sogar die kognitive Entwicklung bei Heranwachsenden, wie Beach et al. betonen. Da diese Prozesse schleichend wirken, sind sie meist nicht sofort zu beobachten. Kinder und Schwangere sind dabei besonders anfällig für Ernährungsdefizite. Es wird geschätzt, dass Zinkmangel bei Kindern unter fünf Jahren jährlich etwa 100.000 Todesfälle verursacht. Ein Eisenmangel wird in Zusammenhang mit fast 200.000 Todesfällen und mehreren Millionen gesundheitlichen Einschränkungen gebracht (Beach et al., 2019). Eine unzureichende Proteinaufnahme behindert die Bildung und Reparatur von Gewebe. Interessant ist: Myers et al. fanden heraus, dass Hülsenfrüchte geringer von einem Proteinverlust betroffen sind als andere Nahrungspflanzen (Myers et al., 2014).

Klimawandel bedroht weltweit die Ernährung

Doch nicht nur der Nährstoffgehalt unserer Nahrung nimmt ab. Auch die weltweite Versorgung, was die Menge an Lebensmitteln betrifft, ist in Gefahr. Erhöhte atmosphärische CO2-Konzentrationen und andere Treibhausgase verändern Temperatur und Niederschlagsmuster, führen zu extremen Wetterereignissen und bedrohen somit die Ernten (Beach et al., 2019). Neue Züchtungen von Nutzpflanzen müssen her, die sich den veränderten klimatischen Bedingungen anpassen.

Weniger Proteine in Reis, Weizen und Kartoffeln

Es gibt aber auch Ausnahmen: Der Vitamin-C-Gehalt in Obst und Gemüse nimmt durch den Anstieg der Kohlenstoffkonzentration zu. Andere Nährstoffe sind in Nutzpflanzen jedoch immer weniger vorhanden, etwa Proteine, Eisen, Zink, Magnesium und Kalium (Beach et al., 2019). In Pflanzenarten wie Reis, Kartoffeln und Weizen, die keinen Stickstoff binden, konnte beobachtet werden, dass sich die Anteile der Makronährstoffe verändern, weniger Kohlenhydrate gebildet werden und sich der Proteingehalt verringert (Beach et al., 2019). Bei Reis war es in Untersuchungen von der Sorte abhängig, wie stark die Zink- und Eisenkonzentration unter CO2-Einfluss abnahm (Myers et al., 2014).

Klimawandel stoppen, Ernährung sichern

Die Studien zeigen, wie wichtig es für die Landwirtschaft und die weltweite Nährstoffversorgung ist, den Anstieg von CO2 in der Atmosphäre zu verlangsamen oder sogar zu stoppen. Eine Klimaschutzstrategie wie das Pariser Abkommen könnte voraussichtlich 48,2 Prozent der erwarteten Krankheiten durch Mineralienmangel abwenden (Weyant et al., 2018). Zusätzlich zielen Züchtungsprogramme darauf ab, die Anfälligkeiten von Nutzpflanzen für den Klimawandel zu verringern. Verbraucher:innen sollten bevorzugt auf frische, unverarbeitete und unbehandelte Lebensmittel setzen, um ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Lange Lagerung von Obst, Gemüse und Kräutern ist für Vitamine und Mineralien nicht förderlich, ebenso langes Kochen.

Nährstoffmangel am besten vorbeugen

Eine ausgewogene Ernährung ist die Basis für eine optimale Versorgung mit Nährstoffen. Doch in stressigen Zeiten oder bestimmten Lebenslagen können wir nicht alle Vitamine und Mineralien in ausreichender Menge zu uns nehmen. Ob du ausreichend mit Mikronährstoffen wie Zink und Eisen versorgt bist, kann ein Bluttest klären. Er zeigt dir an, ob ein Mangel oder Defizit besteht und wie du effektiv gegensteuern und Nahrungsergänzungen gezielt einsetzen kannst.

Quellen

Beach, R. H. et al. (2019). Combining the effects of increased atmospheric carbon dioxide on protein, iron, and zinc availability and projected climate change on global diets: a modelling study. Lancet Planet Health, 3(7):e307-e317. doi:10.1016/S2542-5196(19)30094-4.
Myers, S. S. et al. (2014). Increasing CO2 threatens human nutrition. Nature, 510(7503):139-42. doi:10.1038/nature13179.
Weyant, C., Brandeau, M. L., Burke, M., Lobell, D. B., Bendavid, E., Basu, S. (2018). Anticipated burden and mitigation of carbon-dioxide-induced nutritional deficiencies and related diseases: A simulation modeling study. PLOS Medicine, 15(7):e1002586. doi:10.1371/journal.pmed.1002586.
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