Soja bei Wechseljahresbeschwerden

Soja dargestellt in Glas als Sojamilch und als Tofu

Soja: Natürliche Hilfe bei Wechseljahrsbeschwerden

Eine Vielzahl an Studien berichtet über die unterschiedlichen Wirkungen von Soja, wenn es um die Verringerung der Risiken chronischer Krankheiten geht. Bislang gab es jedoch noch keinen Gesamtkonsens. Tatsache ist: Soja ist einzigartig reich an Isoflavonen. Daher wurde Sojakonsum unter anderem im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Typ-2-Diabetes, Osteoporose, Wechseljahrsbeschwerden und Demenz untersucht. Soja gilt heute hinsichtlich der Langzeitsicherheit als eines der bestuntersuchten Lebensmittel. Insbesondere der positive Einfluss einer sojareichen Ernährung bzw. von Nahrungsergänzungsmitteln mit Soja-Isoflavonen auf Symptome der Wechseljahre stehen dabei im Fokus. Eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2021 zieht Bilanz: Ergebnisse der jüngeren Zeit zeigen regelmässig einen signifikanten Effekt von Soja-Isoflavonen auf das menopausale Syndrom (Chen & Chen, 2021).

Der Siegeszug der Sojabohne

Kaum eine Pflanze hat die Forschung in den vergangenen zehn Jahren so beschäftigt wie Soja. Sojabohnen und Produkte aus ihnen haben ein aussergewöhnliches Nährwertprofil und gelten als gesund für den Menschen (Chen & Chen, 2021). Als Nahrungspflanze werden Sojabohnen in den östlichen Ländern seit über 5000 Jahren verwendet. Da Sojabohnen praktisch keine Stärke enthalten, sind sie ein wichtiger Bestandteil einer Diabetes-Ernährung. Sie sind reich an Protein und enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die extrahiert werden können. Der gesundheitliche Nutzen von Soja wird auf die in den Bohnen enthaltenen Isoflavone zurückgeführt. Insbesondere als alternative Behandlung von Symptomen im Zusammenhang mit der Menopause werden Isoflavone immer populärer. Denn viele Frauen haben Bedenken hinsichtlich einer Hormonersatztherapie.

Soja in den Wechseljahren

Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass der Verzehr von Sojalebensmitteln Wechseljahrsbeschwerden, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und hormonabhängigen Krebsarten positiv beeinflusst (Chen & Chen, 2021). Chen und Chen berichten in ihrer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2021 auch, dass Sojaproteine die Cholesterinkonzentration im Blut senken können. Alle aus Sojabohnen isolierten sekundären Pflanzenstoffe weisen jedoch nur eine Reihe schwacher biologischer Aktivitäten auf. Daher können Sojalebensmittel möglicherweise keine ausreichenden Mengen liefern, um physiologische Reaktion hervorzurufen, wie die Forscher betonen (Chen & Chen, 2021). Daher gilt es, die Menge an Isoflavonen zu finden, die über ein Nahrungsergänzungsmittel die auffälligsten Symptome der Wechseljahre lindern hilft.

Vasomotorische Symptome der Wechseljahre

In den Wechseljahren stellt sich der Hormonhaushalt des weiblichen Körpers zunehmend um, die Produktion weiblicher Geschlechtshormone nimmt ab. Die Lebensqualität der Frauen kann durch sogenannte vasomotorische Symptome (VMS) stark beeinträchtigt sein. Dazu zählen Hitzewallungen, Nachtschweiss und Herzklopfen, aber auch Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen. Bis zu 80Prozent aller Frauen durchleben vasomotorische Beschwerden während des Klimakteriums (Gorczyca, 2021). Soja kann östrogenähnliche Wirkungen ausüben und so das postmenopausale Syndrom lindern (Chen & Chen, 2021). Neueste Studien befürworten die Verwendung von Isoflavonen zur Behandlung von vasomotorischen Symptomen, obwohl in der Vergangenheit die Studien nicht eindeutig ausfielen (Chen & Chen, 2021).

Hormonersatztherapie birgt Gefahren

Eine Studie der Women’s Health Initiative zeigt eindeutig, dass eine Hormonersatztherapie (HET), also die Zufuhr weiblicher Sexualhormone bei Frauen in den Wechseljahren, das Risiko für koronare Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Brustkrebs erhöhte (Krebs et al., 2004). Seit dieser Zeit suchen Mediziner nach alternativen Therapien, die insbesondere zur Osteoporose-Prävention ohne Nebenwirkungen eingesetzt werden kann. Neben Soja gibt es weitere aus Lebensmitteln gewonnene Stoffe, die bei Wechseljahrsbeschwerden helfen könnten.

Pflanzliche Alternativen bei Wechseljahrsbeschwerden

In letzter Zeit haben Nutrazeutika, pharmazeutische Alternativen mit medizinischen Eigenschaften, die aus Lebensmitteln oder Pflanzen gewonnen werden, als Mittel gegen Beschwerden in den Wechseljahren an Bedeutung gewonnen. Traubensilberkerze (Actaea racemosa) etwa lindert Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit und Muskelskelettschmerzen. Baldrian hilft bei Schwitzen Angstzuständen und Schlafstörungen. Ginseng scheint wirksam bei der Behandlung von Depressionen, Schlaflosigkeit und der Verbesserung der sexuellen Funktion zu sein. Ginkgo schliesslich kann zur Verbesserung von Aufmerksamkeitsstörungen bei Frauen nach der Menopause eingesetzt werden (Chen & Chen). Auch Soja- in Kombination mit Hopfenextrakten wurde als Alternative zur Hormonersatztherapie untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass 190 mg Soja- und Hopfenextrakt wirksam zur Verbesserung von Wechseljahrsbeschwerden sind (Kim et al., 2021).

Sojabohnen wirken entzündungshemmend

Bei Frauen nach der Menopause machen sich verstärkt Entzündungen bemerkbar. Diese können durch die Verwendung von Soja-Isoflavonen oder Soja-Protein reduziert werden (Kim et al., 2021). Soja-Isoflavone besitzen ein gewisses entzündungshemmendes Potenzial, das belegen auch weitere Studien (Bajerska et al., 2021). Es müssen jedoch noch die Mechanismen geklärt werden, durch die Sojanahrungsmittel und ihre Bestandteile die Entzündungsbiomarker beeinflussen.

Soja stärkt das Darmmikrobiom

Die Ernährung moduliert die Zusammensetzung der Darmmikrobioms und beeinflusst die menschliche Gesundheit. Die meisten Studien haben sich auf die Wirkung von Fett und Ballaststoffen konzentriert, während Mikrokomponenten weniger Aufmerksamkeit erhielten. Daher war bislang wenig über den Einfluss von Isoflavonen auf die mikrobielle Population des Darms bekannt. Eine aktuelle Untersuchung, bei der Frauen nach der Menopause über einen Monat eine tägliche Isoflavon-Supplementierung erhielten, stellte fest: Isoflavone können Zusammensetzung und Aktivität des Darmmikrobioms beeinflussen (Guadamuro et al., 2021). Die Nahrungsergänzung mit Isoflavonen erhöht die Produktion von Capronsäure, was auf eine unterschiedliche mikrobielle Aktivität und somit eine positive Auswirkung auf die Gesundheit hindeutet.

Soja-Isoflavone schützen das Herz

Soja kann neben der Linderung von Wechseljahrsbeschwerden auch präventiv eingesetzt werden. Eine höhere Aufnahme von Isoflavonen ist etwa mit einem moderat geringeren Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit verbunden (Chen & Chen, 2021). Sojaprodukte können auch das Risiko von Brust-, Dickdarm- und Blasenkrebs verringern. Auch können Soja-Isoflavone den Knochenschwund in der Wirbelsäule reduzieren und den Blutdruck senken. Nicht wissenschaftlich nachzuweisen war eine Verbesserung der Kognition (Chen & Chen, 2021).

Soja verändert den Fettstoffwechsel

Auch der Einfluss von Sojaprotein, das Isoflavone und Soja-Isoflavon-Extrakt enthält, auf den Fettstoffwechsel wurde untersucht. Frauen nach der Menopause wurden in der Vergleichsgruppe einer Studie ein Placebo oder Protein aus Milch verabreicht. Dabei wurde eine Abnahme des Gesamtcholesterins in der Sojagruppe beobachtet. Das Ergebnis: Soja und seine Isoflavone können den Fettstoffwechsel bei postmenopausalen Frauen positiv beeinflussen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen (Barańska et al., 2021).

Mit Soja gegen Osteoprorose

Die Wechseljahre sind mit einer weiteren Beschwerde verbunden, nämlich dem allmählichen Verlust der Knochenmineraldichte, welcher zu Osteoporose führen kann. Auch hier wurde die Einnahme von Soja-Isoflavonen in zahlreichen Studien überprüft, um eine nicht-hormonelle Behandlung als Alternative zu finden. Diese legen nahe, dass Sojakonsum positiv auf Knochenbildung und Knochenstoffwechsel wirkt (Chen & Chen, 2021). Durch Bindung an Östrogenrezeptoren können Isoflavone östrogenartige Wirkung erzielen (Kanadys et al., 2021). Die Wirbelsäule ist übrigens die am empfindlichsten auf Isoflavon reagierende Stelle (Chen & Chen).

Kurz & knapp: Soja-Isoflavone und Menopause

  • Studien legen nahe, dass eine hohe Aufnahme von Soja-Isoflavonen vor Brustkrebs schützen kann (Finkeldey, Schmitz & Ellinger, 2021).
  • Eine kleine Studie berichtete über eine 57-prozentige Verringerung der Schwere und Häufigkeit von Hitzewallungen bei Frauen in den Wechseljahren, die über 12 Wochen täglich 60 mg Isoflavone einnahmen (Cheng et al, 2007).
  • Synthetisches Isoflavon reduziert im Vergleich zu Soja-Isoflavon möglicherweise wirksamer Hitzewallungen in den Wechseljahren (Thomas et al., 2014).
  • Aufteilung der Isoflavon-Dosis auf zweimal täglich kann die Schwere der Hitzewallung besser reduzieren (Washburn et al., 1999).
  • Inulin verstärkt die Wirkung von Isoflavonen: Eine Mischung aus Soja-Isoflavon (40 mg), Inulin (3 g), Vitamin D3 (300 IE) und Calcium (500 mg) zeigte in einer Studie Vorteile für Frauen mit Wechseljahrsbeschwerden (Carmignani et al., 2010).

Fazit: Soja hilft bei Wechseljahrsbeschwerden

Die aktuelle Studienlage zeigt: Supplements mit Soja-Isoflavonen können Beschwerden in den Wechseljahren lindern. Auch bei der Prävention von Krankheiten nach der Menopause können Isoflavone als natürliche und nebenwirkungsarme Alternative eingesetzt werden. Trotzdem ist Isoflavon im Vergleich zur traditionellen Hormonersatztherapie immer noch weniger wirksam.

Quellen

Bajerska, J. et al. (2021). A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials of the Effects of Soy Intake on Inflammatory Markers in Postmenopausal Women. Journal of Nutrition, Oct 12:nxab325. doi:10.1093/jn/nxab325.
Barańska, A. et al. (2021). Effects of Soy Protein Containing of Isoflavones and Isoflavones Extract on Plasma Lipid Profile in Postmenopausal Women as a Potential Prevention Factor in Cardiovascular Diseases: Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients, 13(8):2531. doi:10.3390/nu13082531.
Carmignani, L. O., Pedro, A. O., Costa-Paiva, L. H., Pinto-Neto, A. M. (2010). The effect of dietary soy supplementation compared to estrogen and placebo on menopausal symptoms: A randomized controlled trial. Maturitas, 67:262–269. doi:10.1016/j.maturitas.2010.07.007.
Chen, L. R., Chen, K. H. (2021). Utilization of Isoflavones in Soybeans for Women with Menopausal Syndrome: An Overview. International Journal of Molecular Sciences, 22(6):3212. doi:10.3390/ijms22063212.
Cheng, G., Wilczek, B., Warner, M., Gustafsson. J. A., Landgren, B. M. (2007). Isoflavone treatment for acute menopausal symptoms. Menopause, 14(3 Pt 1):468-73. doi:10.1097/GME.0b013e31802cc7d0.
Finkeldey, L., Schmitz, E., Ellinger, S. (2021). Effect of the Intake of Isoflavones on Risk Factors of Breast Cancer-A Systematic Review of Randomized Controlled Intervention Studies. Nutrients, 13(7):2309. doi:10.3390/nu13072309.
Gorczyca, M. Vasomotorische Beschwerden in der Menopause. Journal für Gynäkologische Endokrinologie, AT 31, 79–81. doi:10.1007/s41974-021-00183-x.
Guadamuro, L., Azcárate-Peril, M. A., Tojo, R., Mayo, B., Delgado, S. (2021). Impact of Dietary Isoflavone Supplementation on the Fecal Microbiota and Its Metabolites in Postmenopausal Women. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(15):7939. doi:10.3390/ijerph18157939.
Kanadys, W. et al. (2021). Effects of Soy Isoflavones on Biochemical Markers of Bone Metabolism in Postmenopausal Women: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(10):5346. doi:10.3390/ijerph18105346.
Kim, H. I., Kim, M. K., Lee, I., Yun, J., Kim, E. H., Seo, S. K. (2021). Efficacy and Safety of a Standardized Soy and Hop Extract on Menopausal Symptoms: A 12-Week, Multicenter, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. Journal of Alternative and Complementary Medicine, 27(11):959-967. doi:10.1089/acm.2021.0027.
Krebs, E. E., Ensrud, K. E., MacDonald, R., Wilt, T. J. (2004). Phytoestrogens for treatment of menopausal symptoms: a systematic review. Obstetrics & Gynecology, 104(4):824-36. doi:10.1097/01.AOG.0000140688.71638.d3.
Thomas et al. (2014). Effects of isoflavones and amino acid therapies for hot flashes and co-occurring symptoms during the menopausal transition and early post menopause: A systematic review. Maturitas, 78:263–276. doi:10.1016/j.maturitas.2014.05.007.
Washburn, S., Burke, G. L., Morgan, T., Anthony M. (1999). Effect of soy protein supplementation on serum lipoproteins, blood pressure, and menopausal symptoms in perimenopausal women. Menopause, 6:7–13. doi:10.1097/00042192-199906010-00004.
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